Montag, 26. August 2013

Entfernungen


Ich zähle leidenschaftlich gern Entfernungen.
Bis Weihnachten sind es noch einhundertzwanzig Tage und nach Berlin braucht man knappe einhundertachtzig Kilometer. 
Unser Erstes gemeinsames Weihnachten 
- mein Erstes Weihnachten ohne meine Eltern -, 
in unserer ersten gemeinsamen Wohnung, mit unserem ersten echten Weihnachtsbaum. 
Dazu chinesisches Essen an deinem Arbeitsplatz und Kevin allein zu Haus in der Glotze - besser hätte es nicht sein können.
In der Nacht zuvor machten wir uns mit einem Eimer und 
unseren Händen bewaffnet zu Kleinkriminellen, indem wir lachend, kichernd,
knutschend, Sand von einem Spielplatz klauten, um daraus einen Weihnachtsbaumständer zu basteln. Sieben große Schippen Sand.
Die von dir angezettelte Verfolgungsjagd endete wild keuchend vor unserer Haustür, 
an welcher du mich begierig küsst, während Sand, wie Schnee aus dem feuchten Eimer rieselt und wir die Kälte der Nacht um uns herum vergessen.

Fünf Meter bis zum Schlafzimmer, vier grüne Ampelphasen, 
die wir jedes Mal verpasst haben, weil wir damit beschäftigt waren, tierisch verliebt ineinander zu sein und drei Monate seit der Trennung.
Es sind siebenundsiebzig Tage, in welchen ich jeden Morgen dein Gesicht vor meinem vermisse und es doch nicht zugeben darf. Siebenundsiebzig Tage, 
an denen du einfach über die Ampel läufst, ohne dabei an mich zu denken. 
Siebenundsiebzig Tage und es wird nicht leichter. 
Denn nach lausigen einundzwanzig Tagen hast du mich schon durch deine beste Freundin ersetzt.

Die Entfernungen zwischen uns werden immer größer, immer ernster, immer vertrauter.

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